Bilderserie in der Mittelbayerischen Zeitung

"Schwandorf auf der Luft", bearbeitet von Josef Fischer, Stadtarchivar

15. Januar 2008 - Die Schwandorfer Wiege der Naabtalber Milchwerke

Schwandorf aus der Luft 1956
In den Gängen des Rathauses ist über drei Etagen verteilt eine Ausstellung mit Luftbildern von der Kernstadt von Schwandorf und einigen Ortsteilen zu besichtigen. Begleitend zu dieser Ausstellung ist das Buch „Schwandorf aus der Luft 1956“ erschienen. Das Buch kann über die beiden Buchhandlungen, oder direkt bei der Stadt Schwandorf – Servicestelle - erworben werden. Die Aufnahmen aus der Ausstellung und dem Buch sollen die baulichen Gegebenheiten unserer Stadt vor mehr als 50 Jahren aufzeigen.
Der Milchhof Hutter:
Die Geschichte des Milchhofes beginnt im Jahre 1924. Damals eröffnete Hans Hutter, der kurz vorher aus Amerika mit entsprechenden Facherfahrungen in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist, einen kleinen Molkereibetrieb, in seinem Elternhaus mit Felsenkeller, in der Bergstraße heute Spitzwegstraße.
Dieser Betrieb erwies sich bald als zu klein und so wurde, 1937, ein Gebäude in der Augustinstraße bezogen.
Der Bombenangriff 1945 zerstörte die Molkerei größtenteils; umgehend erfolgte der Wiederaufbau und bereits 1951 konnte die Molkerei in Waldmünchen hinzugekauft werden. Von da an lautete die Firmenbezeichnung: „Milchhof Schwandorf - Waldmünchen“.
Im Zuge der Altstadtsanierung verließ der Milchhof sein bereits wieder zu klein gewordenes Gelände, übersiedelte nach Schwarzenfeld und nennt sich heute „Naabtaler Milchwerke GmbH & Co. KG“.
Auf dem einstigen Firmengelände entstanden verschiedene Einrichtungen der Caritas und das neu erbaute Alten- und Pflegeheim „Marienheim“.

18. Januar 2008 - Die alte Eisengießerei in der Glätzlstraße
Firma Schreiner:
In den einschlägigen Akten im Stadtarchiv Schwandorf – Gewerbeanmeldungen 1874 bis 1882- ist unter dem 1. Mai 1879 der Gewerbeeintrag des Johann Schreiner zu finden. Herr Schreiner meldete an diesem Tag sein Schlossergewerbe, welches er im eigenen Anwesen Haus Nr. 71 ½ (Ecke Breite Straße - Rathausstraße) betrieb, an. „Er arbeitet in seinem Betrieb alleine, ohne Lehrling und Gehilfen und fertigt nur auf Bestellung“, so der weitere Vermerk in den Akten.

Bereits 1893 konnte Johann Schreiner einen Teil vom Klostergarten erwerben und begann noch im selben Jahr mit dem Bau eines neuen Wohnhauses mit separater Werkstätte und Magazin. Der Betrieb entwickelte sich rasch, so war für das Geschäft die Lage an der Bahnhofstraße nur eine Zwischenstation. 1905 übersiedelte die Firma in die Glätzlstraße am Fuße des Kreuzberges.

Im Jahre 1930 übernahmen die Söhne Karl und Anton Schreiner den Betrieb des Vaters. Sie errichteten die Eisengießerei und damit war der Handwerksbetrieb in die Lage versetzt, auch Industriebetriebe zu beliefern.

Die Zerstörungen der Bombennacht traf die Firma Gebr. Schreiner besonders schwer. In der wirtschaftlich schwierigen Zeit nach 1945 bauten die beiden Schreiner Brüder den Betrieb wieder auf und erweiterten stetig ihre Produktpalette. Besondere Erzeugnisse waren die Fertigung von Backofenarmaturen und die Herstellung von Gußteilen für die industrielle Weiterverarbeitung.


 

27. Januar 2008 - Bereits im Jahre 1931 kamen erste Patienten
St. Barbara-Krankenhaus Schwandorf

Im Jahre 2006 feierte das St. Barbara - Krankenhaus sein 75-jähriges Bestehen. Seit dem Jahre 1931 wird diese Einrichtung in der Trägerschaft der Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser (Niederbronner Schwestern) geführt.
Der Generaldirektor der BBI, Geheimer Kommerzienrat Dr. Oskar Kösters, setzte sich bereits Anfang der 1920er Jahre für ein neues Krankenhaus in Schwandorf ein.
Nach einer regen und hitzig geführten Standortdiskussion wurde mit dem Bau am 6. Oktober 1930 an der Steinberger Straße begonnen. Zwischen der 1913 neu erbauten Direktorenvilla der BBI und der St. Barbara Kriegergedächtniskapelle entstand das Krankenhaus. Beide Gebäude verband man mit dem Hauptbau. Nach der feierlichen Einweihung am 6. Dezember 1931 zogen drei Tage später die Patienten vom bisherigen Standort am Pflegbergplatz hierher.

Laut Chronik litten die ersten beiden Patienten an „ulcus cruris“ (Unterschenkelgeschwür) und „pneumonie“ (Lungenentzündung).

Oskar August Hubert Hugo Kösters wurde 10. November 1876 in Bremen geboren. Am 17. Februar 1908 trat er in die Firma seines Onkels Hugo Kösters als Vorstandsmitglied ein. Ab 1909 führte er überaus erfolgreich die Bay. Braunkohle-Industrie AG nahezu alleine. Dabei sorgte er sich auch um das Wohl seiner Mitarbeiter. Im Bereich der Krankenpflege konnten bereits 1924 die Niederbronner Schwestern für eine Niederlassung in Wackersdorf gewonnen werden. Aus dieser Zusammenarbeit entwickelte sich das St. Barbara Krankenhaus. Bei einem Kuraufenthalt in Brühl bei Baden-Baden starb Dr. Ing. h.c. Oskar Kösters am 23. September 1927.

Seine sterblichen Überreste wurden in der Gruft unter der St. Barbara-Kapelle bestattet. „Die Armen der Stadt Schwandorf verlieren in dem Verstorbenen einen großen Wohltäter“, so ein Vermerk in einer Akte im Stadtarchiv Schwandorf über den Tod Dr. Kösters. Die Stadt Schwandorf ehrte seinen verdienten Bürger mit der Benennung einer Straße. Die Gemeinde Wackersdorf verlieh ihm bereits 1926 das Ehrenbürgerrecht.


 

31.1.2008 - Als in der Bummelhalle noch versteigert und gefeiert wurde
Ostmarkhalle:

Die Naabhalle des Tierzuchtzentrums, auch Ostmarkhalle und im Volksmund sogar „Bummelhalle“ genannt, stand fast 60 Jahre an der Ettmannsdorfer Straße.

In den Jahren 1933/34 konnte der Bau der Ostmarkhalle realisiert werden. Es entstanden eine Versteigerungshalle und Bullenstallungen. Beide Gebäude standen auf festen Grundmauern, wurden selbst aber komplett aus Holz errichtet.

Die Versteigerungshalle hatte eine Länge von 31,5 Metern und eine Breite von 20,5 Metern. Drei übereinander angelegte Sitzreihen gaben 350 Besuchern Platz. Der Gang um den Vorführungsring, sowie die Galerie reichten für weitere 300 Stehplätze aus.

Bereits vor dem Bau der Halle fanden auf der „Allkofer- Wiese“ Versteigerungen von „Bullen“ statt. Am 20./21. März 1931 ist die erste Veranstaltung auf eben dieser Wiese mit einem Auftrieb von 49 Bullen registriert. Das große Interesse seitens der oberpfälzer Landwirte, wie auch das gute Ergebnis der Versteigerung – 80% der Bullen konnten abgesetzt werden – ermutigten die Verantwortlichen zur Abhaltung von weitern „Bullenmärkten“.
Die große Resonanz an diesen Veranstaltungen, aber vor allem die guten Absatzmöglichkeiten, ließen den Wunsch auf eine Halle zur Abwicklung von Versteigerungen laut werden.

Während des Zweiten Weltkrieg produzierte die Firma AEG im „Schwanwerk“ Elektrogeräte später diente die Naabhalle nicht nur der Tierzucht, sondern auch der Abhaltung von Großkundgebungen, Konzerten, Boxkämpfen und Vereinsfesten.

Im März 1994 erfolgte der Umzug in das neu errichtete Tiervermarktungszentrum an der Hoher-Bogen-Straße. Der komplette Abbruch der bisherigen Gebäude erfolgte noch im März 1994.

7.2.2008 - Türen und Fenster für Luxus-Dampfer aus Klardorf
Rana - Werk

Um 1900 wurde in Klardorf eine Filzwarenfabrik gegründet. Im Jahre 1912 wechselte die Firma den Besitzer. Die neuen Eigentümer nannten den Betrieb nun „Rana-Werke Kommanditgesellschaft Regensburg“. Die Produktion wurde gleichzeitig auf Eisenwaren für den Fronteinsatz umgestellt.

Am 11. Juli 1932 übernahm Ingenieur Rudolf Danhardt, den 1931 in Konkurs gegangenen Betrieb. Erneut stellte man auf die Fabrikation von Schiffszubehörteile um. Im Laufe der Zeit kamen Aufträge über Fensterausgleichsvorrichtungen, Metallrahmen und Rollvorhangschienen hinzu.

Die Zahl der Beschäftigten stieg vor dem Zweiten Weltkrieg auf 150 Mitarbeiter an. Diese hohe Zahl konnte auf Dauer nicht aufrecht erhalten werden; dennoch gelang es durch Erweiterung des Herstellungsprogramms einen Großteil der Arbeiter in Lohn und Brot zu halten.
Luxuspassagierdampfer, welche auf dem Bodensee, Ammersee oder Starnberger See verkehrten, stattete das Rana-Werk mit Türen und kompletten Metallfenstern aus.

Kurz nach dem Tode von Rudolf Danhardt, der seit 1967 Ehrenbürger der Gemeinde Klardorf war, übernahm 1990 die Familie Graf aus Dachelhofen das Rana-Werk. Sechs Jahre später wurde
eine neue Werkhalle eingeweiht. Ferner baute man zwei große Wohnhäuser auf dem Gelände.

Neben Stahlmöbeln produziert der Betrieb heute Rollvorhänge und komplette Büroeinrichtungen. Die Planschränke im Stadtarchiv, sowie die Rollregalanlage der Registratur der Stadtkasse Schwandorf stammen von der Metallverarbeitungs GmbH Rana Werk.

20.2.2008 - Fronberg: vermutlich mehr als 1000 Jahre alt

Fronberg erscheint erstmals 1031 in den Unterlagen. Die Ortschaft darf aber als älter angesehen werden, was frei gelegte Hügelgräber der späten Bronzezeit belegen.

Von 1210 bis 1460 war die Siedlung in Besitz eines Geschlechts welches sich Fronberger nannte. Eine erste Erwähnung des Schlosses geht auf das Jahr 1305 zurück. So ist in der Ausgabe Nr. 29 der Trauten Heimat aus dem Jahre 1932 zu lesen: „Bald darauf brannte das Schloss Fronberg nieder, denn die bayerischen Herzöge Rudolf I. und Ludwig IV. verliehen 1305 die Vogtei Mappenberg an Heinrich von Fronberg, damit er seine Burg wieder aufbauen könne.“
Am 10. August 1504 brannte das Schloss erneut ab. Erst unter dem Geschlecht der Vestenberger (1520 – 1586) erhob es sich wieder aus Schutt und Asche. 1587 war das Renaissance – Schloss vollendet und kam 1622 in den Besitz der Freiherren von Spiering.
Im Jahre 1875 verkaufte Wilhelm Künsberg Freiherr von Fronberg seinem Schwager Hubertus Reichsfreiherr von Breidbach- Bürresheim das Fronberger Schloss.
Über diesen Besitz wurde und wird vermutlich auch noch viel geschrieben. Es soll nun hier versucht werden einen kurzen Einblick in die Entwicklung der Ortschaft Fronberg in Bezug auf ihre Einwohner und deren Gewerbe zu geben.

Im Jahre 1827 bestand das Dorf aus 50 Häusern, einer Filialkirche, einem Schloss, einem Bräuhaus, einer Branntweinbrennerei, einem Wirtshaus, einem Abdecker, einer Ziegelhütte, zwei Mühlen, einem Eisenhammer und einem Messinghammer.
Weitere Hinweise gibt uns das Gemeindeverzeichnis für das Königreich Bayern aus dem Jahre 1887.
So wird hier Fronberg mit 155 Haushaltungen und 84 Wohngebäuden angegeben. Im ganzen leben zu dieser Zeit 726 Personen, davon 348 männliche und 234 weibliche aber auch 29 verwitwete in der Gemeinde. Was die Aufteilung nach Konfessionen betrifft, so sind 693 Personen katholisch, 24 evangelisch, zwei bekennen sich zur israelitischen und sieben zu einer anderen Konfession. 93% der damaligen Bevölkerung waren Bayern nach ihrer Staatsangehörigkeit.

Im Jahre 1925 lebten bereits 824 Personen in Fronberg, verteilt auf vier Ortschaften. Zu dieser Zeit wiesen nur Schwandorf und Wackersdorf im Amtsgerichtsbezirk Schwandorf mehr Einwohner als Fronberg auf.

1933 werden in Fronberg 842 Einwohner gezählt. Im Jahre 1939 sind es 898 und 1946 schon 1358 Bürger. Die Personenzahl von 1946 beinhaltet natürlich viele Flüchtlinge.

Der Schlossgeist zu Fronberg, eine alte Sage, entnommen aus "Für´s traute Heim" Nr. 3 vom 15. April 1926: Ein Herr von Fronberg lag auf dem Sterbebette. Unter den Tränen seiner umstehenden Kinder verschied er. Als nun einige Zeit verstrichen war, erhob sich der Totgeglaubte plötzlich auf seinem Lager und erinnerte seine Söhne nochmals an die treue Erfüllung des Versprechens, alle zwölf Wochen nach seinem Tode Messen für ihn abhalten zu lassen. Das ist nun wohl etliche hundert Jahre her und manchmal mag die Erfüllung des Versprechens seit jener Zeit eine Störung erlitten haben. Dann ließ sich der Freiherr zu nachts im Schlosse hören, mit unheimlichem Poltern über Stiegen und Gängen. Uns dies dauerte so lange, bis die Glocke zur Messe läutet.


 

7.3.2008 Fronberger Hammerknechte
Eisenwerk

Bereits im 14. Jahrhundert wird ein Schienhammer in Fronberg angenommen.
In einer Urkunde aus dem Jahre 1449 erwerben Ulrich und Heinrich Fronberger zu Fronberg für ihr Hammerwerk ein Hammerzeichen, die Glocken.
Im 15. Jahrhundert wechselte der Fronberger Hammer häufig den Besitzer. Im ausgehenden 16. Jahrhundert, als sich der Niedergang der oberpfälzischen Eisenhämmer abzeichnete, wurde durch den damaligen Gutsherrn versucht durch Einsparungen die Produktion aufrecht zu erhalten. Jedoch wenige Jahre nach Ausbruch des 30jährigen Krieges musste die Eisenproduktion in Fronberg vorläufig eingestellt werden.

Einen neuerlichen merklichen Aufschwung erfuhr die Eisenindustrie in Fronberg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1840 wurden nicht weniger als 1200 Zentner Roheisen produziert und in der Gießerei weiter verarbeitet.

Der Schwandorfer Chronist Joseph Pesserl (1804 – 1882) versah das Fronberger Eisenwerk in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts mit Superlativen und bezeichnete das Werk als „ein nach der neuesten Methode konstruiertes Eisenwerk, das sich des besten Aufschwunges erfreut.“

Ende des 19. Jahrhundert ging der Betrieb in den Besitz der Maxhütte über und wurde zur Graugusserzeugung genutzt. 1976 wechselte erneut der Besitzer, das Werk ging an die Aktiengesellschaft Luitpoldhütte Amberg. Im Jahre 2005 wurde unter neuer Führung und dem neuen Namen „Fronberg Guss GmbH“ die über 550jährige Geschichte der Eisenverarbeitung in Fronberg weiter geschrieben.

Die Hammerknechte zu Fronberg
Alte Sage, entnommen aus „Für’s traute Heim Nr. 11“ aus dem Jahre 1926.
Bei Fronberg in Felsenhöhen hauste ein schrecklicher Drache, welcher Menschen verschlang und der Schrecken der ganzen Gegend war. Zwar versuchten viele Ritter ihn zu bekämpfen, aber das Untier verschlang sie alle. Da fassten die Hammerknechte von Fronberg den Muth (Mut), das Ungeheuer zu erlegen. Sie machten eiserne Stangen glühend, zogen damit vor die Höhle des Drachen und stießen ihm die glühenden Eisen in die Kehle.

Die Fronberger Hammerknechte
Gedicht aus „Heimaterzähler Nr. 11 aus dem Jahre 1960.“
Schäumend wälzt der Fluss die Räder,
und im Hammer bläst es drin.
Glut und Ess wird rot und röter,
und die hellen Funken sprüh’n.
 

Klafterlange Eisenspitzen,
stecken in der Feuerloh,
und die Knechte steh’n und hitzen,
jeden Stab gar laut und froh.

Machen heut wohl blanke Waffen,
für das fromme Kreuzesheer.
Das den Sarazen zu strafen,
ostwärts zieht auf Land und Meer?

Wohl geht’s heut an Waff’ und Wehre,
aber nicht für Joppes Strand.
Glüh’nde Spieße, glüh’nde Speere,
fertigen sie fürs eigene Land.

Denn an offener Landesstraße,
nah an Fronbergs Flur und Wald,
lagerte zum Menschenfraße,
eines Drachen Ungestalt.

Seine düstre Felsenkammer,
sieht der Opfer viel zu viel.
Und des Landes Klag und Jammer,
seh’n kein End, seh’n kein Ziel.

Viel der Ritter, keck und bieder,
suchten ihn mit Lanz und Schwert.
Doch sie sah kein Auge wieder,
und manch Veste steht entleert.

Und nun schwört der Knechte Menge,
schwört den Drachen Mord und Fall.
Und sie will zur Felsenenge,
heut hinaus mit glüh’nden Stahl.

Und schon sprüht es von den Stäben,
rot und weiß wie Gottes Blitz.
Und sie stürzen all’ wie Löwen,
zu des Drachen finsterm Sitz.

Schnaubend schießt aus seiner Höhle,
jetzt hervor der gift’ge Molch.
Doch er rennt in Brust und Kehle,
ächzend sich den Flammendolch.

Wohl sind hundert Jahr vergangen,
seit die edle Tat geschah.
Doch der roten Eisenstangen,
denkt das Naabtal fern und nah.

29.3.2008 Bier aus Naabeck seit 1620
Naabeck

Die Geschichte Naabecks reicht bis in das Jahr 1112 zurück. Hier wird Naabeck (ein Naabecker) das erste Mal in einer Urkunde erwähnt. Gewiss dürfte der Ort aber noch älter sein, was Funde bei Ausgrabungen untermauern.

Für Naabeck (Schloss) wichtig ist das Jahr 1620, also kurz nach Beginn des 30jährigen Krieges, kann als Gründungsjahr der Brauerei angesehen werden.
Schon kurze Zeit später übernahm Die Familie von Spielberg das Gut Naabeck. Heute noch erinnert der kleine Weiler Spielberg an dieses alte Adelsgeschlecht. Im Jahre 1803 kaufte Karl Josef Graf von Drechsel das Schloss und leitete in den Folgejahren größere Baumaßnahmen ein. 1892 veräußerte der Enkel des Erwerbers von 1803 das Schlossgut. Die Familie Rasel erwarb das Anwesen 1919.
In einer Anzeige aus dem Jahre 1989 wird dem „Naabecker Bier“ eine besondere Note und ein unverkennbarer Geschmack bescheinigt, weiter heißt es, dass der Gerstensaft würzig, mild und wohltuend bekömmlich sei.

Die Gemeinde Naabeck zählte im Jahre 1885, 175 Bewohner, diese verteilten sich auf drei Ortschaften und 36 Wohngebäude. 50 Jahre später hatte sich die Einwohnerzahl auf 217 erhöht, davon gehörten dem katholischen 215 und dem evangelischem Glauben zwei an. Alle 217 Gemeindeangehörigen besaßen die bayerische Staatsbürgerschaft.

11.4.2008 155 Lücken im Wasserleitungsnetz nach dem Bombenangriff

Wasserwerk

Die Schaffung von Einrichtungen zur Versorgung der Bevölkerung mit dem lebensnotwendigen Gut „Wasser“ stellt eine Pflichtaufgabe der Gemeinde dar.

Bereits in den Jahren 1909/1910 entstand in Schwandorf ein funktionierendes Wasserleitungsnetz.
Nach dem verheerenden Bombenangriff am 17. April 1945 brach die Wasserversorgung vollständig zusammen. 155 Wasserrohrstrang-
Unterbrechungen stellte das Bauamt noch vor Einmarsch der Amerikaner fest. Die Besatzungsmacht erkannte schnell wie notwendig es ist die Wasserversorgung wiederherzustellen. Doch das beschränkt verfügbare Baumaterial zwang zur Improvisation.
Die Not macht erfinderisch: man schöpfte Wasser aus alten Brunnen, fing das kostbare Nass in Zisternen auf oder versuchte selbst Wasseradern anzubohren. Wegen der Seuchengefahr konnte dieses Wasser nur in abgekochten Zustand verbraucht werden.

Der damalige Stadtbaumeister schriebt am 9. Mai 1945 an den Bürgermeister der Stadt, dass im Lager – Turnhalle – nur in der Küche das Wasser läuft. Der Waschraum der Turnhalle, welcher sich zirka vier bis fünf Meter von der Küche entfernt befindet, müsse umgehend mit einem Wasseranschluss ausgestattet werden, damit sich die dort untergebrachten Männer waschen und reinigen können.

In einem Wochenbericht vom 11. Mai 1945 ist zu lesen, dass in der Zeit vom 25. April bis 11. Mai 1945 insgesamt 12 Großrohrleitungsschäden behoben werden konnten. Durch diese Reparaturen gelang es sowohl die Breite Straße, die Weinbergstraße, die Fronberger Straße und die Wöhrvorstadt mit Wasser zu versorgen.
Die Instandsetzung der beiden Rohrleitungen in der Fichtelstraße und Schießstättengasse ermöglichte den Hochbehälter „Weinberg“ mit Wasser zu beschicken. Am 12. Mai 1945 konnte die Stromzuführung für das dort eingebaute Pumpwerk wieder erfolgen, so dass nun in der Weinbergsiedlung das Wasser von neuem lief.

Auf die weitere geschichtliche Entwicklung des Wasserwerkes und der Wasserversorgung soll hier nicht näher eingegangen werden. Denn die Wasserversorgung feiert 2009 das hundertjährige Jubiläum. Zu diesem Anlass wird bestimmt eine gesonderte Dokumentation erscheinen.
 


 

19.5.2008 - „MZ“- Nudeln aus Schwandorf

Bei dieser Überschrift könnte man denken die Mittelbayerische Zeitung hat sich mit der Fabrikation und den Vertrieb von Nudeln ein zweites Standbein geschaffen. Der Begriff „MZ“ hat aber nichts mit der bereits erwähnten Zeitung zu tun.
Die Nudeln erhielten ihren Namen von den Initialen ihrer Produzentin Frau Marianne Zaiser, Besitzerin einer Nudelfabrik in Ettmannsdorf.
Im Jahre 1948 richtete Marianne Zaiser in den Räumen der ehemaligen Konservenfabrik „Bavaria“ an der Schwandorfer Straße in Ettmannsdorf, eine Nudelfabrik ein. Trotz vielfältiger Schwierigkeiten, darunter die Währungsreform, konnte der Betrieb am 20. September 1948 die Teigwaren-Produktion aufnehmen. Innerhalb kürzester Zeit erwarb sich die Firma einen namhaften Ruf. Die „MZ“- Nudeln der verschiedensten Sorten waren als Qualitätserzeugnisse in einem weiten Absatzgebiet bekannt und beliebt. In einer Werbeschrift aus den 1950er Jahren werden Gries, Wasser, Strom und Wärme als die wichtigsten Faktoren für die Teigherstellung bezeichnet.
Makkaroni und Spaghetti, als lange Ware benannt, wurden in einer kontinuierlichen „Casinelli-Trockenanlage“ neuester italienischer Konstruktion, welche zu dieser Zeit im Bundesgebiet einmalig vertreten war, getrocknet.
Die Produktionskapazität der Teigwaren wurde bei voller Auslastung mit 350 Tonnen pro Monat angegeben.
Leider mußte die Fabrik im Jahre 1953 den Betrieb einstellen. Anschließend wurde die Produktionshalle vollständig abgebrochen und das Grundstück neu vermessen.

Ab 1955 benutzte die Firma Lagerland die an selber Stelle neu erbaute Lagerhalle als Getreidelager. Anfang der 1970ziger Jahre verpachteten die neuen Eigentümer diese an die Firma BayWa.
 

22.5.2008 - Tonwarenfabrik

Im Einwohnerbuch der Stadt Schwandorf aus dem Jahre 1951 wird mit der Überschrift „85 Jahre Tonwarenfabrik Schwandorf, ein aufstrebendes Industriewerk und seine Entwicklung“ geworben.

Nach Erteilung der Konzession begann der Betrieb 1865 mit der Produktion. Auf dem freien Feldgelände zwischen der Stadt und dem Kreuzberg entstand das neue Industriewerk, die erste Fabrik im Schwandorfer Stadtgebiet.
Das Unternehmen nahm seinen Anfang mit einer kleinen Ziegelei, die bald auf die Fertigung zahlreicher Tonwaren erweitert wurde.
Eine Dampfmaschine von 8 PS trieb die Produktionsgeräte an. 1861 gab es in ganz Bayern erst 419 Dampfmaschinen, von denen eine in Schwandorf stand. 1879 waren es allerdings bereits 2411 Dampfmaschinen in Bayern.

Im Jahre 1890/91 veränderte man die Firma in eine Aktiengesellschaft.
1916 musste ein Teilbereich auf die Herstellung von Pulver umgestellt werden. Das Pressen von Sprengkörpern beherrschte allmählich die gesamte Fabrikation. Eine Baracke im betriebseigenen Steinbruch an der Wackersdorfer Straße wurde als Pulverlager genutzt. Am 5. März 1919 explodierte dieses Lager. Die ungeheure Druckwelle richtete im Stadtgebiet schwere Schäden an.

Die Bombardierung vom 17. April 1945 brachte die vollkommene Zerstörung des Werks - man zählte 86 Einschläge. Erst im Mai 1949 erfolgte die Wiederaufnahme der Produktion. Am 10. Juni 1994 kam das Ende der Herstellung von Porzellan und Tonwaren. Eine über 125 jährige Firmengeschichte fand ihren Abschluß.

Die Arbeitsordnung der Tonwarenfabrik Schwandorf aus dem Jahre 1892 mit 14 Seiten und 16 Paragraphen, gewährt uns – mehr als 115 Jahre später – einen guten Einblick in die Arbeitsverhältnisse Ende des 19. Jahrhunderts.
Den § 15 dieser Verordnung „Strafausmaß“ möchte ich auszugsweise wiedergeben: „Zu sofortiger Entlassung berechtigt: Prügelei, wiederholte Widersetzlichkeit und tatsächlicher Widerstand gegen Vorgesetzte, wiederholte Trunkenheit im Dienst, häufiges Zuspätkommen.“

Bis zu einem vollen Taglohn wird bestraft, wer die Ruhe der Fabrik stört, wer raucht, grob und ungezogen gegen Vorgesetzte ist und wer während der Dienstzeit schläft.
Eine Strafe von 20 bis 50 Pfennig wurde fällig, wer eine Arbeitsverhinderung nicht rechtzeitig anmeldet und begründet, wer den Abtritt [WC] zur Ruhe und Unterhaltung benützt, wer müßig umhersteht oder durch Pfeifen, Singen usw. die Ruhe und die Arbeitenden stört und wer bei der Arbeit faul ist.
Die Buchhaltung hatte den Auftrag ein Strafbuch zu führen, in welches sämtliche Strafen nach Betrag, Ursache, Zeit und Namen des Bestraften einzutragen waren. Erfreulich ist, dass sämtliche Strafgelder der Krankenkasse zuflossen.

23.5.2008 - Marktplatz
Über den Schwandorfer Marktplatz, seine Lage, seinen Charakter und seinen Wert als architektonisches Raumgebilde, ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Immer wieder wurde auf die besondere Form des Platzes hingewiesen, nämlich auf das Dreieck, mit den ungefähr gleichlangen Seiten und dem spitzen Winkel oben bei der Pfarrkirche St. Jakob.
Die einstige Bedeutung des Platzes als Markt- und Umschlagplatz für Waren aller Art verdeutlicht ein Situationsplan aus der Mitte des 19. Jahrhundert. Auf diesem Plan sind nicht weniger als 308 Plätze für Verkaufsstände der verschiedenen Markttage eingezeichnet. Alleine 148 mögliche Stände säumten den oberen Teil des Marktplatzes, freilich waren nicht alle vorhandenen Stellplätze immer besetzt. Eine Übersicht um 1850 nennt 121 Händler aus nah und fern, welche ihre Waren auf dem Schwandorfer Markt feil boten.
Diese Firanten kamen aus Neunburg, Raigering, Kallmünz, Sulzbach, Regensburg, Schwarzenfeld, Amberg, Fischbach, Bruck, Oberviechtach und Regenstauf, um nur einige zu nennen. An den Markttagen muss ein reges Treiben in Schwandorf geherrscht haben.
Der bereits angesprochenen Situationsplan nennt uns neun Gastwirtschaften rund um den Platz. Namen wie die Gasthäuser zum Adler, zur Schwanne, zum Hirsch oder auch zum wilden Mann säumten lange Zeit den Marktplatz und gaben so manchen Fremden, aber auch den Einheimischen, die Möglichkeit nach getaner Arbeit das eine oder andere Glas (Krug) Bier zu trinken.

Die Gebäudesubstanz rund um den Marktplatz war nach massiven Eingriffen des 19. Jahrhunderts bis in die 1960er Jahre weitgehend unverändert geblieben. Im Zuge der Altstadtsanierung erhielt die Freifläche des Platzes ihr heutiges Aussehen. Mit der Einweihung des Mönchsbrunnens, eine Stiftung des gebürtigen Schwandorfers Ludwig Kuttner, am 10.9.1982 war der erste Bauabschnitt abgeschlossen. Im Jahre 1983 erfolgte die Verkehrsberuhigung des oberen Marktplatzes. 1987 wurde die Neugestaltung des südlichen Teils vollendet.

Ein Glockenspiel, das die Melodie der Bayern-Hymne wiedergibt, erinnert an den Komponisten Konrad Max Kunz. Dieses Denkmal, geschaffen vom Schwandorfer Künstler Peter Mayer, ging am 26.6.1990 in Betrieb und fügt sich nahtlos in das Ensemble des Marktplatzes ein.
 
 

27.5.2008 -

31.5.2008 - Turnhalle
Im Jahre 1880 entstand der TSV Schwandorf. Ursprünglich wurde im Klostergarten geturnt, dann in den Räumen der Gastwirtschaft Wiendl dem „Pfälzerhof“ und in der „Post“. 1898 stellte der Verein den Antrag an die Stadt auf ein eigenes Sportgelände. Schließlich verhandelte der Verein mit dem Ökonomierat Josef Hubmann wegen eines Platzes auf dem „Hubmannwöhrl“.
Bereits am 1. Januar 1900 konnte die bewirtschaftete Halle in Betrieb genommen werden. Im Jahre 1921 stellte Herr Hubmann dem Verein das komplette „Wöhrl“ zur Verfügung, so konnte man einen Turn- und Spielplatz einrichten. 1923 kam noch die Aschenbahn für die Leichtathleten dazu.
In der Kriegszeit diente die Turnhalle einige Zeit, aufgrund der Beschlagnahme, als Unterkunftsraum für eine kleine militärische Einheit. Nach dem Krieg verwendete man das Gebäude als Durchgangslager für KZ-Häftlinge.
Die Wiedergründung des Sportvereins erfolgte 1946. Anschließend versuchte der Verein immer wieder die Freigabe der Turnhalle zu erwirken, denn sie war zwischenzeitlich an Herrn Lucian Kosminski verpachtet. Dieser betrieb in der Halle ein Kino. Erst 1949 konnte der Verein das Gebäude gegen den Widerstand des Pächters wieder in Betrieb nehmen.
In einem Schreiben aus dem Jahre 1947 schildert der Sportverein die Verhältnisse auf dem Gelände. So heißt es darin: „dass Erwachsene auf dem Platz das Fahrrad- und Motorradfahren erlernen, ja sogar Pferde und Kühe werden auf dem Spielfeld gehütet. Die Folge dieser nichtsportlichen Benützung zeigt sich darin, dass die Grasnarbe fast ganz abgetreten ist und bei Sportveranstaltungen ganze Staubwolken aufgewirbelt werden.“
Zu Beginn der 1960er Jahre erfolgte der Neubau der Turnhallengaststätten, der Sportplatz wurde nach Süden erweitert und 1973 ein Kabinenbau errichtet.
Viele Veranstaltungen fanden in der TSV-Turnhalle statt. Darunter auch jährlich der legendäre „Kanu-Ball“ als Höhepunkt des Schwandorfer Faschings.
1980 feierte der Sportverein auf diesem Gelände in einer Festwoche sein 100-jähriges Bestehen.
Nachdem der TSV 1880 auf ein Grundstück an der Wackersdorfer Straße aussiedelte, konnte 1986 der neue Stadtpark auf dem Hubmannwöhrl entstehen.
 

6.6.2008 - Das Schwellenwerk

Am 12. Dezember 1859 wurde die Eisenbahnlinie Regensburg – Schwandorf eingeweiht. Die Strecken Irrenlohe – Weiden - Bayreuth und Weiden – Eger – Hof, die 1863 und 1865 in Betrieb gingen, machten Schwandorf zum Eisenbahnknotenpunkt. Zu den verschleißträchtigsten Materialien im Bahnbetrieb gehörten die hölzernen Schwellen, die immer wieder erneuert werden mussten. Schwellen aus Beton sind erst aus dem 20. Jahrhundert bekannt.
Als Vorläufer des Schwellenwerkes wurde um 1870 eine „Königliche Imprägnieranstalt“ im so genannten „Gleisdreieck“, zwischen der Regensburger und der Further Bahnlinie, errichtet. Im Sommer 1872 vergrößerte man die Imprägnieranstalt, um die Jahresleistung auf etwa 100.000 Schwellen zu bringen. Die Wetterbeständigkeit der Hölzer erreichte man durch ein Bad in großen Bottichen mit Kupfervitriollösung.
„Holzgarten“ nannte die Bevölkerung das Gelände der Imprägnieranstalt, manche sprachen auch vom „Schindergarten“ und spielten damit auf die knochenharte Handarbeit im Werk an.
1912/13 errichtete die Bayerische Staatsbahn in der Gemarkung „Moos“ ein neues Schwellenwerk. Nach dem 1. Weltkrieg kam eine Altschwellen- Aufbereitungsanlage hinzu. In den Jahren 1938 – 1941 erfolgte erneut eine Erweiterung des Werkes.
Bis zur Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1989 wurden die Holzschwellen der Bundesbahn ausschließlich in Schwandorf gefertigt. Nach der Wende drohte die Verlegung der Schwellenproduktion nach Brandenburg. Im Jahre 1993 beschloss jedoch die Bundesbahndirektion den Fortbestand des Schwandorfer Betriebes.
 
 
 

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